Warum regen wir uns nicht mehr darüber auf?

Heute war mal wieder Hausbürokratietag. Dabei schau ich auf das Postfach bei einer hiesigen Bank und finde dort eine neue Datei mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Na gut, drucke ich die mal aus, denk ich naiv. Aber rechtzeitig erkenne ich im Druckmenü, dass es sich um eine Datei mit 104 Seiten handelt. Da nehme ich sofort Abstand vom Ausdruck und schau an, worum es denn dort geht. Neben den Bedingungen allgemein schließen sich noch eine Menge von Sonderbedingungen an. Hallo, gehts noch? Wer soll das denn als Normalo noch lesen oder gar intellektuell richtig verarbeiten können? Ist das der Verbraucherschutz, für den wir in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts gestritten haben ( z.B. durch das Forschungsprojekt, in dem ich zunächst als studentische Hilfskraft, später als wissenschaftliche Hilfskraft mitarbeiten durfte)? Und die überbordenden AGB sind ja nur ein Beispiel für ein beispiellos an der Wirklichkeit der Bevölkerung vorbeigehenden Verbraucherschutz. Wie viel Papier resp. Dateien werden mitgeschickt, um uns vor allen möglichen Datenschutzgefahren aufzuklären bzw. uns dazu zu bringen, der Datenverwendung zuzustimmen. Auch hier mit Texten, die die meisten von uns doch garnicht mehr lesen oder verstehen können.

Wir nehmen das alles hin, weil wir uns daran gewöhnt haben. Aber es vernichtet Ressourcen an Übertragungsenergie, Lebenszeit, Papier und Nerven und als Nutzer selbst bekommt man immer wieder das Gefühl, schwebt jetzt über mir das Damoklesschwert, weil ich im Netz irgendetwas falsch mache?

Wir ersticken allmählich an den bürokratischen Hürden, die gutgemeint und ohne Alltagstauglichkeit über uns gestülpt werden. Es wird Zeit, neu zu denken und mehr Freiheitsgrade zu schaffen.