Erst Merz und dann Leo

Schon erstaunlich, was demokratische Prozeduren mitunter für Ergebnisse produzieren. Bei einer Kanzlerwahl braucht es auf einmal zwei Wahlgänge und bei der Papstwahl, wo alle mit einem längeren Prozedere rechnen, wird die Möve auf dem Dach plötzlich durch weißen Rauch gestört und ein US-Amerikaner betritt als Leo der 14. den Balkon. Verrückte Zeiten mit verrückten Leuten. Putin vorneweg. Er bekämpft unverdrossen die Nazis und keine Silbe darüber, dass Stalin gleichfalls die Polen überfiel und somit den 2. Weltkrieg ebenfalls in Gang setzte. Ach ja, Geschichtsklitterung scheint gut anzukommen. Wer denkfaul ist, lässt sich gerne Bären, und seien es russische, aufbinden.

Und was geht hier bei uns ab? Die Post ändert die Leerungszeiten bei den Briefkästen. Deutlich im Zeitrahmen reduziert. Da will offenbar auch keiner mehr spät arbeiten. Oder ist das die angemessene Reaktion auf eine gelingende Digitalisierung in Deutschland? Briefe haben demnächst einen Seltenheitswert und dafür braucht man dann wahrlich keine Art von Rundumversorgung mehr. Service durch Menschen ist schließlich eine teure Angelegenheit. Seien wir froh, dass es überhaupt noch Briefkästen gibt.

Harry und Hugo – Der Papst ist tot

4. Mai 2025

Ah, da kommst Du ja endlich! Mein Kaffee wird ja schon bald kalt, wir wollten uns doch um 11 Uhr treffen, Harry!

Sorry, Bro, ich musste vorher noch zur Bank und da hat es etwas länger gebraucht, ich hol mir eben einen Kaffee.

Hugo sitzt in einer der wenigen Sessel direkt an der Fensterseite zum Bürgersteig und wundert sich, dass sein Bruder so lange auf sich warten lässt.

Sorry, sorry Bro, aber wenn da einige Leute sich das Frühstücksangebot machen lassen, dauert das etwas länger als gewöhnlich, da war ich genau einen Wimpernschlag zu spät am Schalter. Und viel Zeit habe ich heute sowieso nicht. Schieß los, was gibts Neues bei Dir?

Was soll`s schon geben? Der Papst ist tot und offenbar scheint die ganze westliche Welt an nichts anderem mehr interessiert zu sein. Selbst der unsäglich narzistische Humor von Trump als Papst per AI hat mehr Nachrichtenwert als die Lage in der Ukraine.

Das stimmt, gibt Harry, das kleine Plätzchen kauend, das es als Süßigkeitsbeilage gibt, zu, aber seit gestern haben wir doch ein neues Thema: Die AfD wird als rechtsextremistisch durch den Verfassungsschutz bezeichnet.

Und, was heißt das jetzt, gibt es dann wieder Berufsverbote als Mittel zum Schutz der Demokratie? Du hast doch an der Uni die Zeit selbst mitgemacht, oder?, will Hugo wissen.

Stimmt, was da bei einigen unserer Bekannten aus dem Studium abgegangen ist, war mitunter schon empörend aus unserer damaligen Sicht. Schleichend hat sich die Praxis ja schon angekündigt, als ein Richter nicht wieder in den Richterdienst übernommen wurde. Aber das war immerhin eine ordentliche Einzelfallprüfung. Wenn das so wird wie damals, dann ist die Gefahr da, dass mit dem Rasenmäher aufgeräumt werden soll und das wird eine Gegenmobilisierung zu Gunsten der AfD herbeiführen, befürchte ich. Jenseits von der wichtigen Frage, was darf durch die Meinungsfreiheit abgedeckt auch für Staatsbedienstete noch möglich sein!

Harry, ist der Zug denn nicht schon längst abgefahren für eine Verbotspolitik gegenüber der AfD? Sie erreicht derzeit mindestens ein Viertel der Bevölkerung!

Hugo, das ist ein Riesenproblem! Man muss klare Kante zeigen gegenüber der AfD in der Frage der politischen Positionen, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sind und den Diffamierungsstrategien gegenüber der demokratischen Ordnung. Aber, wie schon ein Namensvetter von mir in einer Arbeit über Rechtsextremismus und Justiz herausgearbeitet hat, besteht die Gefahr, dass die Politisierung der Justiz als Politische Justiz dann erfolgreich für die Rechtsextremen sein könnte, wenn der gesellschaftliche Grundkonsens in der Frage, was ist Rechtsextrem, sich auflöst und zugunsten der Extremen sich verändert. Und genau diese Gefahr existiert doch!

Eine einfache Antwort auf die Herausforderung der Demokratie durch die AfD wird es nicht geben, da hilft alle Moral und Gewissheit auf der richtige Seite zu stehen, letztlich nicht weiter. Schwarz-Weiß-Denken heisst doch letztlich, sich über die Folgen der eigenen Haltung keine Gedanken machen zu wollen. Aber lass gut sein für heute, wie geht es Deiner Branche?

Harry, es ist zu spüren, die Auftragslage verbessert sich und die Aussicht auf die vielen Infrastrukturprojekte mit den vielen Milliarden, was will man mehr? Handwerk hat goldenen Boden!

Ok, Hugo, dann lädst Du mich das nächste Mal ein. Ich muss los, ciao!

Frieden in der Ukraine?

Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Aber das, was derzeit von dem Friedensangebot der Amerikaner zu lesen und zu hören ist, da wird mit schlecht. Mit welcher Dreistigkeit die amerikanische Regierung bereit ist, einem Kriegsverbrecher und Zerstörer der globalen Rechtsordnung, Völkerrecht genannt, eine Belohnung für seine Taten zukommen zu lassen, lässt mich sprachlos zurück. Geschichtsvergessen treiben sie einen weiteren Sargnagel in die Friedensordnung Europas. Oligarchenherrscher unter sich. Amerika, was ist aus dir geworden? Und wie schützen wir Europa vor einer solchen Entwicklung?

Ein Nachtrag am 25.4.25, gestern auf X dieser Post von Boris Johnson, kann ich gut nachfühlen:

Harry und Hugo im Café (eine neue Serie im unregelmäßigen Abstand)

Mitte April 2025

Kennt Ihr Harry und Hugo schon? Es sind zwei Brüder im Alter von …, lassen wir das, auf jeden Fall ältere Semester, wobei Semester? Studiert hat nur einer von denen. Sie wohnen auch nicht im gleichen Ort, der eine ging in die Baubranche, der andere versuchte sich in Sozialwissenschaften und in der Erwachsenenbildung. Nennen wir ihn Harry, auch wenn jegliche Übereinstimmung mit dem Inhaber dieser Website rein zufällig wäre. Hugo ist vom Typ her eher der, der neugierig ist und eher durch nerviges Nachfragen auffällt. Harry, der Jüngere der beiden, kommt mitunter an seine Grenzen, denn er möchte immer gerne sehr differenziert sein. Er ärgert sich mitunter, wenn er sich im Gespräch mit seinem Bruder zu einer vorschnellen Einschätzung einer Lage hinreissen lässt. Er möchte so gerne jemand sein, der sich nicht einfach entweder schwarz oder weiss äußern will. Er liebt doch die Zwischentöne, so vom Verstand her und dann kommt sein Bruder, lässt eine kurze Frage los und schon ist er nicht mehr auf der Verstandesebene, sondern in seinen Gefühlen und die sind mitunter einfacher als es ihm lieb ist. Seit der gemeinsamen Kindheit löst sein Bruder eine solche Reaktion bei ihm aus.

Heute ist mal wieder so ein Tag, der Winter schleicht sich davon, die Sonne hat seit Tagen das Regiment übernommen und die zwei Brüder haben es sich an der Bundesstraße im Café mit der bodentiefen Glasfront auf den bequemen Sesseln in orange und beige bequem gemacht. Sie haben sich jeder einen Becher Kaffee bestellt und Harry zusätzlich ein kleines Obststück.

Wie geht`s Jutta? fragt Harry, um sich nach dem Befinden seiner Schwägerin zu erkundigen.

Wie immer, mein Lieber! Solange es noch Bekleidungsgeschäfte gibt, beklagt sie sich nicht. Obwohl, Hugo hebt den Kopf, schaut etwas empor, und fährt vor: Vor Kurzem gab es etwas Irritierendes, da kam Ihr doch der Gedanke, einmal ohne mich in den Urlaub fahren zu wollen. Kenn ich garnicht von ihr!

Wer kennt schon seine Frau, ist Nietzsche nicht auch schon daran gescheitert? Harry ist mal wieder im „Ich hab studiert, Modus“, mit dem er Hugo eigentlich ziemlich auf den Keks geht.

Wie, sag nur, bei Euch beiden gibt es noch etwas, was ihr nicht voneinander wisst? kontert Hugo mit indirektem Hinweis auf die therapieerprobte und sozialwissenschaftlich geschulte Lebensgemeinschaft seines Bruders mit dessen ehemaliger Studiumsbekanntschaft aus Freiburger Tagen.

Da wechselt Harry lieber das Thema und fragt seinen Bruder: Sag mal, was hältst Du eigentlich von Trumps Move, jetzt gegen jeden und seien es Pinguine, Zölle zu erheben bzw. drastisch anzuheben?

Meinst Du, der weiß wovon er redet? Gibt Hugo zurück.

Die Frage ist berechtigt. Auf X habe ich einen Post gesehen, der behauptet, die Administration habe sich die Liste von ChatGPT zusammenstellen lassen und konnten das mangels umfassender Kenntnis der Welt nicht überprüfen. Bei der KI bzw. AI spricht man ja davon, dass bei noch unzureichender Datenbasis es zu sog. Halluzinationen kommen kann.

Ach, Ai halluziniert, dann ist ja gut, dass ich mich mit dem Zeug erst garnicht abgebe, Bruderherz, das solltest Du auch sein lassen, das macht nur schlechte Stimmung.

Stimmung, die aber ganze Börsen weltweit crasht, wirft Harry ein.

Ich habe gehört, dass der Crash erst richtig kam, als die Chinesen reagiert haben, stimmt das?

Das lässt sich zwar nicht genau bestimmen, aber eine Zusammenhang kann man sehen. Ist aber auch nur Folge einer Reaktion auf diesen Schritt von Trump. Die Prozentzahlen sollen übrigens nur mehr oder weniger das Ungleichgewicht im Handel auf der Ebene der Waren zur Basis haben, die amerikanischen Dienstleistungen, die das Geld in der Welt verdienen, sind offenbar außen vor gelassen worden.

Was Du alles so weißt, auch aus X?

Ja, aber auch in den Nachrichten war das erwähnt worden. Abgesehen vom Thema X, …

Das wird Dir jetzt unangenehm, Bruderherz, weil Elon Musk sich als amoklaufender Freund autoritärer Verhältnisse erweist?

Ja, das ist was dran. Harry macht eine etwas auffällige Pause und fährt dann vor: Aber Teslas abfackeln oder amerikanische Waren zu boykottieren, kann doch nicht die Lösung sein, damit treibt man doch nur die Eskalationsspirale voran.

Aber eigentlich wäre das doch eine Antwort, die uns nicht ohnmächtig zurück lässt, oder?

Emotional trifft das zu, räumt Harry ein, ich blicke derzeit auch anders auf einen vorbeifahrenden Tesla!

Und, hast Du eine bessere Idee, Harry?

Hugo, wenn wir uns Europa nüchtern anschauen, und vor allem Deutschland, dann sehen wir, dass unsere Industrielandschaft unter strukturellen Problemen leidet und unsere Politik hat dazu auch entsprechend beigetragen. Subventionen und Klientelpolitik machen träge, und das dürfte auch auf die USA zutreffen, wenn sie von der Zollabschottung nicht Abstand nehmen. Und das wäre unsere Chance, bei allen Verwerfungen, die wir jetzt dadurch erdulden müssen, machen wir die Wirtschaft und die Gesellschaft wieder innovativ und fit für die Zukunft. Mit Kanada und anderen Regionen können wir neue Freihandelszonen einrichten und eines Tages wird auch die USA erkennen, ohne eine globale Wirtschaft kommt man nicht gut voran.

Also Du und ich sowieso nicht, iss den Kuchen auf, ich muss gleich wieder los. Und übrigens, Bruderherz, genieß das Leben, solange es noch möglich ist. Bei der Schuldenpolitik und Klientelversorgung die uns durch die neue Regierung droht, wird sich das womöglich bald ändern! Oder bist Du guter Hoffnung, nur weil die CDU dabei ist?

Hugo, die Baubranche muss sich da ja keine Sorgen machen, oder?

Du meinst, ich soll mich doch noch mal mit einer Firma auf den Markt wagen? Das überlasse ich lieber Jüngeren. Die haben vielleicht noch die Nerven, um dem deutschen Paragraphen- und Vorschriftendschungel beizukommen. Sehen wir uns demnächst wieder?

Hugo, nicht vor Ostern, und dann werden wir ja wissen, ob wir einen CDU-Kanzler haben. Mach´s gut, ich räum schon ab.Tschüss!

Tschüss!

Stimmt!

Frohe Ostern!

Liebe Freundinnen und Freunde,

Ihr habt lange Zeit nichts von mir gehört, deshalb zumindest jetzt mein Gruß für ein Frohes Osterfest von mir.

Mein Schweigen hatte viele Gründe, einer davon, es fehlt die Zeit für die Pflege dieses Blogs, da es so viel Anderes gibt, das täglich anliegt. Jedoch habe ich die Hoffnung, dass sich dies wieder ändern wird.

So bin ich jetzt endlich mit der Erstellung des Manuskripts des zweiten Bandes von Töster Blicke -Erzählungen fertig geworden und werde es dann in einer Woche an den BoD-Verlag schicken.

In Sachen Verein lag die Jubiläumsveranstaltung an und die Ordentliche Mitgliederversammlung. Unser Vorstand im TösterKultur e.V. hat jetzt mit Kai Schöneweiß einen neuen 2. Vorsitzenden und mit Ulrike Mißfeldt eine neu Beisitzerin. Auch das hat Kräfte und Zeit gebunden. Und die Organisation der Fête de la Musique am 21. Juni will auch in trockene Tücher gebracht werden. Und jenseits davon gibt es gottseidank auch ein Privatleben, das gelebt sein will.

Also, feiern wir die Ostertage so, dass sie uns Kraft für den Sommer geben.

ChatGPT 4o

Mein Ostergruß aus der Zauberkiste von ChatGPT 4o, hier Dall-e

Fünf Jahre Kulturverein in Tostedt

Ende März war es soweit. Mit einem Sektempfang feierte ich mit den Kulturfreundinnen und -freunde fünf Jahre TösterKultur e.V. Und Anfang April gab es darüber im Nordheide Wochenblatt einen großen Artikel im Rahmen einer ganzen Sonderseite. Mit einer halben Seite hatte ich ja gerechnet, aber eine ganze Seite Bericht und Anzeigen rund um TösterKultur zu sehen, das erfüllte mich dann doch mit einem Anflug von Stolz. Und die Redakteurin Bianca Marquardt hat alles in die richtigen Worte gepackt. Ich empfinde das als Anerkennung für fünf herausfordernde Jahre, in denen wir uns von der Corona-Pandemie ebensowenig haben aufhalten lassen, Kulturangebote zu präsentieren, wie von bürokratischen, politischen, gesundheitlichen, persönlichen oder sonstigen Schwierigkeiten. Ich sag Danke, zu allen, die das alles möglich gemacht haben. Und es ist sicher, auch wenn sich stets etwas ändert, es wird weitergehen, denn ohne Kultur ist alles nichts, und das gilt auch in Tostedt. Auf dem Bild ist der Vorstand des Vereins zu sehen. Foto: Eva Matthes vlnr., Uschi Becker, Veronika Hillenhagen, Harry, Gudrun Hofmann, Kai Schöneweiß

Vier Männer, ein Anliegen

Foto: M. Kalinowsky-Czech

Ortstermin beim Entfernungsanzeiger an der BADE-Kreuzung. Klaus-Dieter Feindt, Deutsch-Polnische Gesellschaft, , Hans-Jürgen Speer, Heimatverein und Dr. Peter Dörsam als Gemeindedirektor von Tostedt, trafen sich mit mir als initiierender Bürger und Vorsitzender von TösterKultur e.V. mit der Projektgruppe Freundeskreis Morlaàs am 6. März vormittags vor der Stele mit den hölzernen Entfernungsschildern zu europäischen Orten.

Der Entfernungszeiger bietet einen traurigen Anblick. Nicht nur, dass der Hinweis auf Morlaàs verschwunden ist, auch sonst zeigen die ursprünglich 10 Schilder mit den Namen von Lubaçzow, Minsk, Moskau, Kiew, Warschau, Belgrad, Paris , Brüssel und Morlaàs. versehen mit den geografischen Entfernungsangaben, unübersehbare Anzeichen des Verfalls. Was tun, war die Frage, die ich mit den Vertretern von Gemeinde, Heimatverein und Deutsch-Polnischer Gesellschaft bei einer Tasse Kaffee anschließend diskutieren wollte.

Von Klaus-Dieter Feindt kam der Hinweis, dass die Stele aus der Zeit von Erwin Beckers Busreisen in den Osten stammt. Genaueres konnte Hans-Jürgen Speer vom Heimatverein nicht besteuern und so kam die Idee auf, dass der Heimatverein sich um die Geschichte dieser Stele kümmern soll. Wer etwas zur Entstehung der Stele: wann wurde sie errichtet, wer hat sie erbaut oder seit wann fehlt der Hinweis auf Morlaàs usw., beitragen kann, der melde sich direkt beim Heimatverein über hans-juergen.speer@heimatverein-tostedt.de

Ich sprach mich dafür aus, die Restaurierung zu einem bürgerschaftlichen Projekt werden zu lassen. Zum einen soll bei einschlägigen Handwerksfirmen angefragt werden, ob sie unterstützend tätig werden können, ggf. als Projekt für ihre Azubis und zum anderen können die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde über die beteiligten Vereine um Spenden für das Projekt gebeten werden, die dann über die Gemeinde gesammelt werden könnten.

In der Diskussion um die Wiederherstellung brachte Hans-Jürgen Speer die Idee auf, ob nicht im Rahmen von Werkunterricht, die Schilder restauriert werden könnten. Dr. Dörsam erklärte sich bereit, bei den Schulen in Erfahrung bringen, ob ihnen ein solches Projekt umsetzbar erscheint.

Ob und wie sich das alles als realisierbar erweist, muss sich zeigen. Ich erinnerte daran, dass im Bereich der Badekreuzung eine nichtfunktionierende Uhr mit Anzeigentafeln, ein nicht funktionierender Brunnen sowie eine zerfallene Stele mit den Entfernungsangaben zu erleben sind, es also Zeit wird, hieran etwas zu ändern, gerade auch im Zeichen der notwendigen und in schwere Fahrwasser geratenen Völkerverständigung.

Foto: M. Kalinowsky-Czech

Zeitenwende, diesmal aber wirklich

Das, was die Welt beim Besuch des ukrainischen Präsidenten im Weißen Haus erleben durfte, erinnerte einige Kommentatoren an die Verhandlungsführung von Hitler gegenüber Österreich oder Tschechoslowakei. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Die öffentliche Demütigung von Zelensky durch Trump und Vance und ihre Helfershelfer (Haben Sie keinen Anzug?) belegt, wie gekränkte Narzissten reagieren, sie lügen, verdrehen die Täter-Opfer-Perspektive und fahren Angriffe unter die Gürtellinie. Menschlich erweisen sie sich als Wesen, denen man keine Macht anvertrauen dürfte.

Im historischen Kontext gesehen, entsteht eine völlig neue Lage, eine Zeitenwende ungeahnten Ausmaßes. Die USA verbünden sich mit Russland auf Kosten der Ukraine und des demokratischen Westens. Die NATO und die UN werden es als friedensorientierte Organisationen nicht überleben. Die Karten werden neu gemischt. Europa braucht eine Politik, die Sachlichkeit mit demokratischer Festigkeit verbindet und sich als letzter Hort einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen und demokratischen Ordnung versteht und sich abwehrbereit zeigt. Wenn Deutschland, Frankreich, England und Polen sich dazu nicht durchringen können, werden alle europäischen Nationen die Verlierer sein. Wir stehen vor einer Zeitenwende, in der brutaler Kolonialismus und oligarchische Autokratien das Völkerrecht zerstören und das Recht des Stärkeren als Einziges übrig zu bleiben droht.

Für mich konkret vor Ort heißt das, für eine europäische Verteidigungsunion einzutreten, ggf. die Wiederbelebung der Wehrpflicht akzeptieren zu müssen ( Wer den Frieden will, muss für den Krieg gerüstet sein) und die Demokratie in ihrer liberal-freiheitlichen Form rhetorisch gegen dumpfen Hass auf die Politik zu verteidigen. Der Rückzug ins Private verbietet sich in solchen Zeiten, mag er auch noch so verständlich sein.

Bundestagswahl in Tostedt

Tostedt, dieses Ergebnis der Bundestagswahl müssen wir erst einmal sacken lassen! Die Balkengrafiken sind der website tostedt.de entnommen.

War das ein Debakel für die Freiheit insgesamt oder für Christian Lindner?

Wie sah es in der Samtgemeinde Tostedt aus?

Insgesamt 796 Zweitstimmen konnte die FDP auf der Ebene der SG erringen. In der Gemeinde Tostedt waren es 305. Bei den Gemeinden ragt Welle mit 6,2% der Stimmen für die FDP heraus.

Der Erfolg der AfD und von den Linken sollte uns zudem wirklich zu denken geben. Was macht die demokratische Mitte falsch, dass mit AfD, BSW und Linke 31,5 % der Stimmen nach rechts- oder linksaußen gegangen sind?

Wenn wir glauben, dass seien alles Proteststimmen, liegen wir falsch. Es sind tiefgreifende Verwerfungen unserer Gesellschaft, die nicht allein auf deutsche Politik zurückführen sind. Der digitale Wandel, die geopolitischen Verwerfungen mit dem Krieg in Europa, die Migrationsfolgen und der Klimawandel erfordern Antworten, die wir bisher nicht wirklich überzeugend im Geist der Freiheit und der sozialen Sicherheit geben können. Und vor Ort spüren wir die Inflation bei den Lebenshaltungskosten ganz konkret im eigenen Portemonnaie. Das Wahlergebnis ist eine Antwort auf die Verunsicherung in unserem Land. Wer jetzt aber mit einfachen Parolen und Losungen meint, das in den Griff zu bekommen, wird dem Wegdriften der demokratischen Kräfte weiter Vorschub leisten.

Letzte Neuigkeiten: Konstantin Kuhle zieht sich aus der Politik zurück.

Thorsten Friesecke schockt Tostedt

Heute Morgen ging wohl eine echte Schockwelle durch Tostedt. In einem sehr ausführlichen Schreiben gab Thorsten Friesecke, der Betreiber der zwei noch in Tostedt vorhandenen Zeitungs- und Tabakgeschäfte, Bahnhofstraße und Unter den Linden, bekannt, dass das Familienunternehmen nach mehr als 50 Jahren das Geschäft beenden wird. „Was, dann ich kann ich keine Bücher mehr in Tostedt kaufen?“, war eine spontane Reaktion in meinem familiären Umfeld. Wir können hoffen, dass es nicht soweit kommt. Denn auf Facebook konnte ich wenig später lesen, dass es für das Geschäft in der Bahnhofstraße einen Nachfolger geben soll.

Das Statement von Thorsten Friesecke ist denkwürdig:

Es erinnert uns daran, welchen Wert das persönliche Kauferlebnis hat. Der im Text erkennbare leicht sarkastische Unterton ist in diesem Fall besonders berechtigt. Thorsten hat zusätzliche Dienstleistungen und soziale Nähe vermittelt, die in Discounterläden, egal ob im Buch- oder Lebensmittelbereich, so nicht üblich sind. Gerade älteren Bürgerinnen und Bürgern wird die besondere Art der Beziehungspflege durch Thorsten und seine Mitarbeitenden fehlen.

Der kalte Geist des technischen Fortschritts und der kapitalistischen Verwertungsmaximen (gelebt und gesteuert von Mitmenschen, nicht von einem „bösen Kapitalismus“) blutet unsere Innenstädte aus und wir können dem nur wenig entgegensetzen. Kauft mehr in Tostedt kann diese Tendenzen verzögern, aber nicht aufhalten. Und jeder prüfe sich selbst, ist es nicht zu verlockend, einfach per Knopfdruck bei Amazon et al. zu bestellen als sich persönlich auf den Weg zu einem Geschäft zu machen? Gerade wenn man im Berufsleben steht, dazu noch Familie hat und von Tostedt aus sich in Richtung Hamburg aufmacht, da lässt sich doch wenigstens einiges per Smartphone im Zug erledigen und es wird bequem nach Hause geliefert.

Was das alles für die Entwicklung des Zentrums von Tostedt bedeutet, lässt sich schon jetzt am Wandel der Geschäftsstruktur ablesen. Neue Geschäfte entstehen im Dienstleistungsgewerbe und dort zunehmend durch Familiennetzwerke, die mit kostengünstigen Hilfskräften den Betrieb aufrecht erhalten können.

Wie lässt sich unser Zentrum lebendig gestalten? Kulturelle Angebote sind ein wichtiger Beitrag. Aber gibt es öffentliche Toiletten? Gibt es einen Kulturraum? Und wie lässt sich das Zentrum weiter verdichten, ohne dass Lebensqualität für die Bewohner verloren geht? Hierauf müssen wir in Tostedt eine Antwort finden und zwar möglichst in einem intensiven Austauschprozess unter den Bürgerinnen und Bürgern.

Und schließlich, was macht Thorsten nach dem 31. August? Wandert er aus oder kommt er in den TösterKultur e.V.?