Haiku - mein Weg

Willkommen

Das japanische Silbengedicht 


Kurze Geschichte des japanischen Silbengedichts

Anders als in unserem Sprachraum, wo der Reim  oder die Alliteration beim Dichten sich schnell anbietet, fußt die japanische Sprache stark auf den Vokalen. Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, dass sich an den japanischen Höfen schon vor über tausend Jahren Gedichte auf der Basis von Lautmustern, den Moren, was in etwa den Silben bei uns im Deutschen entspricht, herausgebildet haben. Aus einer sehr umfangreichen höfischen und auch gesellschaftlichen Tradition unterschiedlich komplexer Silbengedichte, häufig auch als Unterhaltungsgenre in Gruppen gepflegt, entstand dann im Rahmen einer Rückbesinnung auf das Wesentliche das Haiku in seiner heutigen, weltweit verbreiteten Form.

Die äußere Form des Silbengedichts Haiku umfasst in deutscher Übertragung 17 Silben: 

Fünf Silben (erste Zeile)

Sieben Silben (zweite Zeile)

Fünf Silben (dritte Zeile)

Übertragungen japanischer Haiku ins Deutsche können diese Struktur (s. Frosch-Haiku) nicht immer beibehalten.

Buddhismus, Shintoismus, höfische und Alltagskultur sowie die kollektiv prekären Lebensbedingungen auf einem Archipel mit aktiven Vulkanen,  Taifunen, Tsunamis und anderen Katastrophen lassen uns nachspüren, warum in den Haiku-Gedichten Natur, Schönheit und Vergänglichkeit einen sehr hohen Stellenwert einnehmen. Die sprachlichen und kulturellen Einflüssse auf das japanische Haiku lassen sich nicht ohne weiteres auf den deutschen Sprachraum oder auch z.B. den englischen übertragen. Man ist also gehalten, sich auf das Wesentliche des traditionellen japanischen Haiku zu besinnen.

Aus Japan in die Welt


Da Japan bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts sich weitgehend von der Welt abgeschottet hatte, brachte erst die durch Commodore  Matthew Perry mit seiner Kanonenbootpolitik erzwungene Öffnung des Landes  (1853/54) die japanische Kultur in das breite Bewußtsein der westlichen Welt. Auf mehreren Weltausstellungen  wie in Paris, waren Japan und seine Bewohner, und vor allem die Samurai und die Geishas, eine Attraktion und damit auch deren Kultur und  Dichtung. Ich vermute, dass das Bemühen des Haiku-Meisters Shiki (1867-1902), die Haiku-Kunst zu kanonisieren und als traditionelle Haiku-Kunst zu dogmatisieren, nicht ohne den Bezug auf diesen Öffnungsprozess der japanischen Gesellschaft hin zum Westen motiviert war. 

- Haiku-Export -

Es nimmt kaum Wunder, dass Europa und hier Frankreich und Deutschland schon früh und bedeutsam die Haiku-Poetik zur Kenntnis genommen haben und  sie durch Übersetzungen zumindest den Kultureliten bekannt gemacht wurde. Ähnliches gilt für den englischen Sprachraum. Inzwischen lässt sich von einer weltweiten Verbreitung des Haiku sprechen. 

- Mein Haiku-Weg -

Mein persönlicher Haiku-Weg begann mit der Entscheidung, mich speziell für Japan zu interessieren, damit ich ein Reiseziel der besonderen Art, mit dem ich mich ethisch einverstanden erklären konnte, als Belohnungsziel für den Abschluss meiner Promotion ins Auge fassen konnte. Als Dozent habe ich so im Rahmen meiner Deutschland-Japan-Seminare das Haiku kennengelernt. 1993 fuhr ich dann als Individualtourist für einen Monat nach Japan. Seit 1996 war ich fast wöchentlich mit der Bahn in Deutschland unterwegs und fand viel Zeit, das Haiku wieder in mein Leben zu lassen. Und mit meiner Mitwirkung an einem Kulturverein nutzte ich in den letzten Jahre meine Haiku-Verbundenheit für von mir konzipierte  und durchgeführte Haiku-Workshops.

- Haiku und mehr -

Du lernst Haiku als Kurzgedicht kennen, stößt dann auf Bashôs Haibun (Kurze Reiseberichte mit einem Haiku)  und sogar auf Haiga (Bild mit oder an Stelle eines Haiku) und Du ahnst, mit Haiku öffnen sich die Tore zu allen möglichen Kunstformen,

Derzeit befasse ich mich mit einem Manuskript mit dem Arbeitstitel: Haiku - mein Weg. Schreibt mir gerne unter:

Dann lasse ich Euch Infos über den weiteren Fortgang des Projekts zukommen.

Haiku - mehr als nur Silbenstruktur

In Japan gelten für das traditionelle Haiku verschiedene Vorgaben. Vielfach wird auf den Gegenwartsbezug verwiesen, auf das Hier und Jetzt, ganz in der buddhistischen Tradition. Es soll die Außenwelt ins Visier genommen werden und es soll vor allem nicht alles erklären, sondern einen Interpretationsraum lassen. In der japanischen Tradition soll es ein Jahreszeitenwort und ein sog. Schneidewort enthalten, und von da aus kommt man zur Forderung nach einer Juxtaposition, einem Bruch im Haiku, der ein ungebrochen schönes Bild verunmöglicht. Aber in der Haiku-Welt gibt es genügend Stimmen, die sagen, bloß kein Dogma daraus machen. Und wenn ich das japanische Lebensgefühl, gespeist aus Religion und Kultur in seinem Wesensgehalt aufnehme, komme ich zu dem Schluss, dass ein traditionelles Haiku auf Deutsch die Komponenten Natur, Schönheit und Vergänglichkeit inhaltlich anstreben sollte.


Vom Haiku zum Haibun und Haiga 

Haiku-Meister Bashô war als Wandermönch unterwegs und hat dabei den kurzen Reisebericht verbunden mit einem Haiku populär gemacht. Dabei finden sich analoge Prinzipien in der Prosa und im Haiku. Kürze, Hier und Jetzt, Jahreszeitenbezug und buddhistisches Lebensgefühl. Und als Kenner der Tusche ist dann das Einfügen eines Bildes mit Haiku-Bezug auch bei Bashô zum Tragen gekommen Auf meinem deutschsprachigen Haiku-Weg ist das Haibun zu einem  Urlaubsvergnügen geworden und ich probiere viele andere Kunstwege aus, um damit einem Haiku eine weitere Qualität zu verleihen. Das Haiku nutze ich zur Öffnung zur Kunst..