Das, was die Welt beim Besuch des ukrainischen Präsidenten im Weißen Haus erleben durfte, erinnerte einige Kommentatoren an die Verhandlungsführung von Hitler gegenüber Österreich oder Tschechoslowakei. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Die öffentliche Demütigung von Zelensky durch Trump und Vance und ihre Helfershelfer (Haben Sie keinen Anzug?) belegt, wie gekränkte Narzissten reagieren, sie lügen, verdrehen die Täter-Opfer-Perspektive und fahren Angriffe unter die Gürtellinie. Menschlich erweisen sie sich als Wesen, denen man keine Macht anvertrauen dürfte.
Im historischen Kontext gesehen, entsteht eine völlig neue Lage, eine Zeitenwende ungeahnten Ausmaßes. Die USA verbünden sich mit Russland auf Kosten der Ukraine und des demokratischen Westens. Die NATO und die UN werden es als friedensorientierte Organisationen nicht überleben. Die Karten werden neu gemischt. Europa braucht eine Politik, die Sachlichkeit mit demokratischer Festigkeit verbindet und sich als letzter Hort einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen und demokratischen Ordnung versteht und sich abwehrbereit zeigt. Wenn Deutschland, Frankreich, England und Polen sich dazu nicht durchringen können, werden alle europäischen Nationen die Verlierer sein. Wir stehen vor einer Zeitenwende, in der brutaler Kolonialismus und oligarchische Autokratien das Völkerrecht zerstören und das Recht des Stärkeren als Einziges übrig zu bleiben droht.
Für mich konkret vor Ort heißt das, für eine europäische Verteidigungsunion einzutreten, ggf. die Wiederbelebung der Wehrpflicht akzeptieren zu müssen ( Wer den Frieden will, muss für den Krieg gerüstet sein) und die Demokratie in ihrer liberal-freiheitlichen Form rhetorisch gegen dumpfen Hass auf die Politik zu verteidigen. Der Rückzug ins Private verbietet sich in solchen Zeiten, mag er auch noch so verständlich sein.