Verkehrsüberwachung – Beispiel Frankreich

Heute gibt es einen Bericht in der La Dépêche, den jeder, der nach Frankreich mit dem Auto unterwegs ist, zur Kenntnis nehmen sollte. Ab dem Frühjahr werden auch in der Okzitanie über 120 private Autos mit Radarüberwachung ausgestattet unterwegs sein, um Geschwindigkeitsübertretungen zu erfassen. In den Autos sitzen also keine Polizisten oder kommunale Ordnungskräfte, es sind Privatpersonen, die für die private Gesellschaft OTC unterwegs sind. Die OTC ist vom französischen Staat mit dieser Aufgabe betreut worden und es gibt kaum eine Chance, als Autofahrer zu erahnen oder gar zu wissen, wo die Radarerfassung der Geschwindigkeit stattfindet. Als erstes kam bei mir der Eindruck auf, wie hinterfotzig ist das denn? Dann dachte ich darüber nach, dass auch bei uns die Erfassung von Geschwindigkeitsverstößen gerne unter dem Mantel der Camouflage, der Verkleidung, des möglichst nicht Erkennens, verläuft. Also eigentlich nichts Neues. Neu dürfte sein, dass der Staat dies in die Hände einer privaten Organisation gibt. Auch das kennen wir aber zunehmend bei der Überwachung von Parkraum in Deutschland. Aber da ist häufig der Besitzer der Fläche auch ein Privater. Ordnungspolitisch betrachtet kann die Übereignung eines hoheitlich begründeten Eingriffs in individuelles Verhalten auf Private sehr wohl kritisch gesehen werden. Zumal der Eingriff in der Folge bis zum Verlust des Arbeitsplatzes oder des finanziellen Ruins oder gar mehr (?) führen kann. Auf der anderen Seite, da kommen doch noch viel mehr Eingriffe auf unser Verhalten zu! Gerade im Automobilbereich. In der letzten Stufe bis hin zum automatisierten Fahren. Und je älter ich werde und realisieren muss, das ein automatisierten Fahren mich sicherer durch den Verkehr bringen wird, werde ich das für mich begrüßen. Und doch bleibt da ein Raunen in meinen Gedanken. Ich trete absolut nicht für das Recht auf Raserei ein, aber sollte in der Lebensführung nicht doch noch ein gewisser Spielraum bleiben? Oder ist es unvermeidlich, dass die technologische Entwicklung auf der einen und ein vormundschaftlicher Staat auf der anderen Seite, uns nur noch als perfekt programmierte und programmierbare Ameisen haben wollen, damit von uns keine Gefahr und keine Unruhe ausgeht? Ich hätte da Diskussionsbedarf.