Heute, am Dreikönigstag scheint keine Partei ohne eine Aussage über Elon Musk auszukommen. Nach Lindner muss wirtschaftlicher Erfolg nicht unbedingt heißen, dass man auch im politischen Raum entsprechende Qualitäten aufweist. Das stimmt, das eine hat nicht notwendig mit dem anderen etwas zu tun.
Man kann sich, wie andere Stimmen schon laut wurden, auch dazu versteigen, sich eine Einmischung in innere Angelegenheiten zu verbitten, aber tun sowas nicht eigentlich autoritäre und totalitäre Regime?
Und natürlich kann man kritisieren, dass hier ein Mensch eine bislang auf der Welt nicht bekannte kommunikative Macht, die ihm sogar als Privatperson gehört, nutzt, um sich überall einzumischen. Da erscheint im Vergleich selbst die Hugenbergsche Medienwelt (der Pressezar) der Weimarer Republik als eine Bonsai-Macht.
Aber statt sich über eine offenbar allzumenschliche Marotte eines Mannes aufzuregen, der sich ganz wichtig nimmt und einen privaten Kampf für die „Freiheit“ zu führen meint, sollte man das dahinter liegende Moment eines fundamentalen Wandels in der öffentlichen Kommunikation begreifen. In meinen Augen erleben wir durch den Nimbus, den viele Musk verleihen, den Beginn einer nicht mehr rücknehmbaren Öffentlichkeit für eine Weltinnenpolitik. Jeder Bürger, der über eine Plattform mit der noch einigermaßen freien Welt sich verbindet, kann potentiell die Politik an anderen Stellen der Welt kommentieren und bewerten. Und der Influencer oder die Influencerin, die wir hier als Figur eingeführt sehen, wird die Welt der Politik vom Kleinsten einer Gemeinde bis hin zum Größten der Weltgemeinschaft potentiell beeinflussen können. Es wird nur nicht jeder so gehört werden können, wie ein Elon Musk. Aber Gleichbehandlung bei der zu beanspruchenden Aufmerksamkeit kann es einfach nicht geben.
In Bezug auf Elon Musk kommt mir ein Bild in den Sinn, das sich aus meiner Kindheit speist, in der mein Vater gerne in die Kneipe ging und mit anderen am Tresen über Politik redete und zumeist in einem Ton, der erkennen ließ, ich kenne mich aus und ich kann zu allem etwas sagen. Und daran erinnert mich Elon Musk. Er verhält sich wie ein Alphatier beim Biersaufen am Kneipentresen X, und das ohne den Druck, sich in der Sache wirklich kundig gemacht zu haben. Heute so, und Morgen so.
Wer etwas mehr über die, wenn ich es so formulieren darf, etwas flatterhafte Person Elon Musk erfahren will, dem empfehle ich das schon fast als Thriller daherkommende Buch: von Kate Conger & Ryan Mac: Elon Musk und die Zerstörung von Twitter, Die Inside-Story, Rowohlt 2024, im Original mit dem bezeichnenden Titel: Charakter Limit
Musk garantiert Unterhaltung, aber nicht Qualität. Entspannt Euch!